Als christlicher, überkonfessioneller und internationaler Freundeskreis sind wir offen für alle, die sich mit nachfolgenden Zielen und Grundregeln identifizieren können. Wir sind in einem bestimmten geografischen und geschichtlichen Umfeld entstanden. Ausgehend von diesem möchten wir gerne der zeitlosen Wirklichkeit des "Leibes Jesu Christi" nachleben und ein Gleichnis der Kirche sein. Wir hören bewußt auf alle wichtigeren christlichen Traditionen und legen Wert auf den Beitrag von Menschen, die keiner Kirche zugehören. Die sogenannte Ökumene sollte gleichzeitig auf Ebene der Kirchenleitungen und an der Basis verwirklicht werden. Darum wollen wir sie auf die Straße tragen.
Als ersten Schritt setzen wir uns mit unseren persönlichen und
familiären Wurzeln auseinander. Wir alle haben mehr oder weniger einen
nationalen, religiösen und kulturellen Hintergrund. Manchmal ist dieser
verzweigt und verflochten, wie bei gemischtkonfessionellen oder -kulturellen
Familien. Es kommt vor, daß wir in einem Spannungsverhältnis mit
unserer Identität leben, oder gar mit unserem familiären,
religiösen oder nationalen Hintergrund gebrochen haben. In Mitteleuropa
haben die beiden Kriege eine Situation hinterlassen, in der nationale
Minderheiten und Minderwertigkeitskomplexe gerade in der Zeit nach dem
Kommunismus den Träumen von der europäischen Einheit noch so manchen
Strich durch die Rechnung ziehen. In allen diesen Fällen wollen wir
ein entkrampftes Verhältnis zur eigenen Identität und eine
realistische, gesunde Selbsteinschätzung fördern. Wir fragen uns,
wo in unserer Tradition die "Quellen lebendigen Wassers" verborgen liegen
und wie wir diese heute am besten anzapfen können. Das soll keine
nostalgische Reaktion sein, sondern eine an der Zukunft orientierte
Neuausrichtung an bleibenden Werten.
Gleichzeitig möchten wir einen Blick auf die anderen christlichen
Traditionen, auf benachbarte und entferntere Völker werfen. Zumindest
ansatzweise wollen wir uns im Gespräch und durch Teilnahme an den jeweils
anderen Gottesdiensten besser kennenlernen, bestehende Vorurteile erkennen
und abbauen. Wir gehen von einer gesunden, starken Identität aus, bzw.
wollen diese stärken. Gleichzeitig stellen wir das gemeinsame Menschsein
und den gemeinsamen Glauben in den Mittelpunkt, ohne Unterschiede zu verwischen
oder gar zu leugnen.
Gegenwärtig sind wir in vielen Bereichen noch nicht soweit, daß
wir uns so ohne weiteres verstehen. Andererseits fehlt vielen entkirchlichten
Menschen jedes Verständnis für die historischen Wunden und
Gegensätze, die seitens der Kirchen zum Teil wieder stärker betont
werden. Wir wollen nichts erzwingen, sondern sehen uns als Teil eines
historischen Prozeßes. Die christliche Einheit ist nicht Gegenstand
ehrgeiziger Bemühungen, sondern Werk des heiligen Geistes. Wir streben
eine einfache Lebensform an, die selbstredend ist, sich behauptet und dem
Geist des Evangeliums entspringt. Als profetisches "Gleichnis von der Kirche"
suchen wir nach einer gemeinsamen Sprache, die den Kirchen und Gesellschaften
auf ihrem Weg weiterhilft.
Die Wahrheit setzt sich von selbst durch, wenn wir uns wie der Herr Jesus
Christus von der Liebe und vom Durst nach Wahrheit und Gerechtigkeit antreiben
lassen. Wir gehen von der Bibel als Wort Gottes aus und sind dabei offen
für andere Beiträge. Johannes der Täufer ist unser Beispiel,
als profetische Gemeinschaft möchten wir uns und andere auf die Begegnung
mit Christus, dem Lamm Gottes vorbereiten. Aus dieser Begegnung heraus erwarten
wir die endgültige (Er-)Lösung.
zu finden, damit stehen und fallen die hehren Absichten. Obwohl wir uns als Einzelne unseren jeweiligen Traditionen verpflichtet fühlen und mit den Kirchenleitungen zusammenarbeiten, sind wir als Freundeskreis strikt unabhängig. Gegenwärtig kann man auch gar nicht Mitglied werden, weil es keine Organisation gibt. Wir nehmen daher keinerlei Spenden an, abgesehen von der gemeinsamen Kasse, um zumindest einen Teil der Kosten von Begegnungen und Publikationen zu decken. Du kannst Dich nur selbst einbringen als Freund oder Sympathisant der Gemeinschaft. Ganzjährig im Dorf Kajata wohnt momentan nur Bruder István. Er verdingt sich als Übersetzer und Dolmetscher. Daraus - und aus den freiwilligen Arbeitsleistungen der Freunde - finanzieren sich Renovation und Unterhalt des Gemeinschaftshauses und des Lagergrundes. Wenn sich demnächst die Lebensgemeinschaft verwirklicht, wird jedes Mitglied einem Beruf nachgehen, um sich selbst und ggf. seine Familie zu unterhalten, sowie einen kleinen Teil der gemeinsamen Aktivitäten zu unterstützen. (Z.B. Gästezimmer und Zeltlager auf eigenem Grund und Boden.)
Ein junger Theologiestudent namens Stefan Neumann lernt in Genf die dortigen Ungarn kennen. Er freundet sich mit Kultur und Sprache an und wird bald nur noch István genannt. István hat eine bewegte Jugendzeit durchlebt. Seine adventistischen Eltern sind ihm Vorbild im Glaubensleben. Begleitet von einer anständigen Portion Neugier wächst er parallel in der Kirche und auf der Straße auf. Zahlreiche persönlicher Kontakte zeigen ihm, daß es auch anderswo aufrichtige Christen und Menschen gibt. Die ökumenische Bewegung wird ihm immer mehr zum Anliegen. Aufgrund einer jahrelangen Beschäftigung mit dem Katholizismus wird er gegen Ende seines Studiums zum praktizierenden Katholiken, ohne dem adventistischen Glauben den Rücken zuzukehren. So kann er nun nicht mehr adventistischer Pfarrer werden, doch hat er andere Berufsaussichten. In dieser Zeit verschlägt es ihn in ein kleines ungarisches Dorf hart an der slowakischen Grenze. Dort will er einige Zeit verbringen, um sich zu besinnen. Als István seinen Freunden von dem Dorf erzählt und erwähnt, daß sie dort einmal zelten könnten, wird eine überkonfessionelle Initiative daraus. István entscheidet sich bald, ganz nach Kajata zu ziehen und dieser Initiative seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen. Als "ständiger Tourist" lebt und arbeitet er während eines Jahres still im Dorf, beobachtet, besucht die umliegenden Dörfer und Kirchen, sammelt und strukturiert die Ideen, betet, spricht und korrespondiert mit zahlreichen alten und neuen Freunden. Was Du auf diesen Seiten vorfindest, ist weitgehend das vorläufige Ergebnis dieser Konsultationen und der Erfahrungen der ersten zwei bis drei Jahre. Anfang 1996 beginnen István und Freunde mit der regelmäßigen Herausgabe des Rundbriefes kajataer bote. Daraufhin bilden sich erste Regionalgruppen, bzw. bestehende Jugendgruppen und weitere Einzelpersonen treten in Kontakt zu kajata. Die Gemeinschaft befindet sich noch in ihrer "Kleinkindphase", erfreut sich aber wachsender Bekanntheit als ökumenische Initiative, die vor allem von Jugendlichen getragen wird.
Die ersten Schwierigkeiten sind von einer Gruppe evangelischer Pfarrer ausgegangen. (Nicht von den Pfarrern vor Ort ist die Rede!) Sie wollten mit Hilfe der Polizei, des Bürgermeisters und der Grenzwache verhindern, dass Adventisten und Katholiken in einem traditionell protestantischen Dorf Fuß fassen - ihrer Ansicht nach gebe es in Ungarn keine Ökumene. Da wir trotz gewisser Vorfälle und Zustände in einem Rechtsstaat leben, hatten sie mit diesen "bolschewistischen" Methoden keinen Erfolg. Sie haben vielmehr ungewollt dazu beigetragen, dass wir endgültig bleiben - hätten sie von Anfang an mit sauberen Karten gespielt, dann hätten wir uns wohl nach einem anderen Ort umgesehen. Gelungen ist ihnen allerdings, Gerüchte in Umlauf zu setzen und die örtlichen Pfarrer zu verunsichern. Aus genannten Gründen haben wir uns vorerst in Kajata sehr zurückgehalten und außer informellen Treffen unsere Aktivitäten auf andere Orte und auf die Gruppenarbeit verlegt. Der bote Nr. 1 kam eben kurz vor dem "Skandal" heraus. Obwohl von den 4000 Exemplaren vorerst nur 200 verschickt wurden und diese Leser wohl zum guten Teil über die Entwicklung Bescheid wussten, sind doch überraschend wenig Rückmeldungen auf die Einladung zu den Sommertreffen eingelangt. Die weitere Entwicklung hat bestätigt, dass die Erwartungen, wie sie z.B. die wiener Gruppe gehegt hatte - "ein, zwei gelungene Lager, und dann wird eine große Bewegung daraus" - überspitzt waren. Ohne ein zähes Engagement geht gar nichts, und die Gruppenarbeit an der kirchlichen und evangelistischen Basis ist von entscheidender Bedeutung.
Während der folgenden zwei Jahre haben sich einige Pläne und Vorstellungen nicht, bzw. nur anders und/oder verspätet verwirklicht. Vollumfänglich geblieben sind allerdings unsere ursprünglichen Zielsetzungen. Tendenziell hat sich gezeigt, dass die größeren Veranstaltungen hinter den Erwartungen zurückgeblieben, bzw. im Chaos erstickt sind, während den informellen Begegnungen und den Wanderlagern (Fluss-, Fahrradlager) am meisten Erfolg beschieden war. Zwischen 1997 und 1999 haben viele Gäste Kajata besucht, die meisten spontan, meist sogar ohne Anmeldung. Mehr als 15 auf einmal waren wir allerdings nie. Zu den unerwarteten Gästen gesellte sich auch der eine oder andere Journalist, zuletzt hat sogar ein Reporter des Ungarischen Staatsradios Bruder István über sein "Lebenswerk" interjut. Die organisierten, einwöchigen Treffen in Kajata haben vorerst noch auf sich warten lassen. Das große Jubiläum bietet den Anlass zu ihrer breiteren Einführung, war doch für unsere ganze Gruppe die geistliche Vorbereitung auf 2000 von zentraler Bedeutung. Inzwischen haben wir den äußeren Rahmen für ein ständiges Zeltlager für ca. 30 Teilnehmer geschaffen. Am 24. Juni 1998, mitten im gewohnten Chaos sind einige Gläubige und Jugendliche aus dem Tal zusammengekommen, um das Gemeinschaftshaus seinem Zweck zu übergeben. Die Weihe wurde von den örtlichen römisch-katholischen und adventistischen Geistlichen vorgenommen, die Ansprache hielt ein piaristischer Lehrer. Verhindert war die evangelische Pfarrerin, und auch der orthodoxe Priester konnte wegen einer Autopanne nicht kommen. Der Gottesdienst wurde vom lokalen Zemplén-TV übertragen.
"kajata" war bereits Teil jenes Prozesses, der 1997 zur Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz geführt hat. Teilgenommen haben wir sowohl an der Vorbereitung und Nacharbeit in Ungarn, als auch am Treffen in Österreich mit einem Stand und Workshop. In der Folge haben wir kajata definiert als "365 Tage GRAZ - auf kleiner Flamme". Interessanterweise waren praktisch alle ernsthaften Interessenten in Graz Leute aus Mittel- und Osteuropa, die bereits von uns gehört hatten. Aus Westeuropa und von gänzlich Unbekannten kamen so gut wie keine Rückmeldungen, trotz Sondernummer des boten, Handzettel und regen Standbesuches. Auch zum Workshop kamen außer einer Dame aus Deutschland nur Teilnehmer aus Ungarn und Osteuropa. Graz hat allerdings einen tiefen Eindruck in uns hinterlassen, der fortwirkt. Nicht zuletzt sind wir dort zum ersten Mal als Gruppe vor eine breitere Öffentlichkeit getreten. Als Pikanterie: Durch eine Reihe von Umständen - wie Verhinderung der angemeldeten Gruppen aus dem Zemplin, aus Ödenburg und Lemberg bestand die Gruppe, die letztendlich nach Graz gereist ist, durchwegs aus Leuten, die sich gegenseitig noch nicht kannten, und selbst unsere Gastgeber waren Unbekannte, vermittelt von Freunden unserer Freunde. Trotzdem ging alles wunderbar glatt und einige der damaligen Teilnehmer, denen ursprünglich eher an einem Ausflug nach Österreich gelegen war, sind zu aktiven Freunden geworden.
Im Jahr 1999 kam es zu einer weiteren Anstrengung in Richtung effektivere
Organisation - auf die obige Bemerkungen leider auch zutreffen. Der
Csönd-és-vásár wurde zwar nicht
nur von kajata getragen, sondern versteht sich als landesweite
Initiative in erster Linie zugunsten von Berufsanfängern. Allerdings
hatte Bruder István nebst dem Sekretariat "nebenbei" das Gros des
finanziellen Risikos übernommen, was sich auch für die Gemeinschaft
als kleinere Katastrophe erwiesen hat. Der
Vásár
besteht im Prinzip aus einem Lager + Einkehrtagen zum Thema Berufung, Berufswahl
und aus einem Zeltdorf mit einer Fachausstellung. 1999 hat sich die Bildungsmesse
im Zeltdorf nicht materialisiert, es blieb im Wesentlichen beim Rahmenprogramm.
Da die Finanzierung nicht gegeben war, konnte die Vorstellung von einer
thematischen Trilogie in den Jahren 1999-2000-2001 nicht verwirklicht werden
und die Veranstaltung wurde als Idee aufs Eis gelegt.
(Zum ungarischen "Rückblick auf die erste
Berufsmesse")
Das eine Motto der Messe ist gleichzeitig Motto unseres Millennium-Forums: 2000 JAHRE RUFT der Zimmermann aus Nazareth! Unser Ziel, besonders auch mit Hinblick auf das Jubiläum: Identität und Berufung zu stärken, und einer Annäherung zwischen Gliedern verschiedener christlicher und national-kultureller Traditionen auf die Sprünge zu verhelfen. Evangelisation wird bei uns GROSS geschrieben, es gibt daher Ansätze zu gezielter Gruppenarbeit mit entkirchlichten Jugendlichen. Dabei darf uns aber auch der Zusammenhalt innerhalb der Kirchen nicht kalt lassen. Ende 1998 haben sich Bruder István und einige Leiter der katholischen Basisorganisation HÁLÓ (NETZ) getroffen. Diese Gruppe arbeitet seit der Wende für örtliche kirchliche Gruppen und Gemeinschaften jeder Art und hat sein NETZ auf die gesamte Karpatenregion ausgeworfen. Da es dezidiert Parallelen zwischen Methoden und Zielsetzungen von NETZ und kajata gibt, ist man übereingekommen, unsere Aktivitäten abzustimmen, wobei NETZ in erster Linie für die katholische Kirche zuständig wäre und sich kajata so besser auf die ökumenische Arbeit konzentrieren kann. Vielleicht gelingt es, ein protestantisches, adventistisches und orthodoxes NETZ anzuregen? kajata könnte dann die Funktion eines Mega-Basis-Netzes in Mittel- und Osteuropa erfüllen. Beide Basisgruppen möchten übrigens gerne ihre internationalen Beziehungen ausbauen.
Wirklich, der (Zimmermanns-) Meister ruft, der Menschensohn, unser Erlöser
Jesus Christus.
Er ruft uns nach Hause.
Maranatha!